Plättchenapparatur

Bewertung der Verschleißträchtigkeit

Die Plättchenapparatur ermöglicht die Bewertung der Verschleißträchtigkeit von Kunststoffformmassen in der Schmelzeverarbeitung oder die Ermittlung der Widerstandsfähigkeit von Werkstoffen gegenüber gegebenen Formmassen.

2) Plättchenapparatur montiert an Einschneckenextruder in Betrieb.
3) Typische Plättchenoberflächen nach dem Extrusionsversuch.
3) Konfokal-chromatisch mikroskopische Darstellung einer massiv korrosiv geschädigten Plättchenoberfläche.

In einem Rahmen sind hierzu zwei gleichgroße quaderförmige Stücke (15 x 12 x 5 mm) aus dem Prüfwerkstoff gegenüberliegend so montiert, dass durch die beiden Plättchen ein Spalt von 10 mm Breite, 12 mm Länge und einer Höhe von 0,2-1 mm entsteht (Abb. 1). Der Rahmen ist in einem Messwerkzeug montiert, welches an einem Einschneckenextruder angeflanscht ist.

Die Schmelze wird dabei durch den von den Plättchen gebildeten Spalt extrudiert (Abb. 2). Durch den Scherfluss im Schlitz kommt es zusammen mit den abrasiven und korrosiven Eigenschaften der Schmelze an den Plättchen zur Materialabtragung. Die Quantifizierung des Verschleißes erfolgt anhand des Gewichtsverlusts der Plättchen.

Abrasive Schmelzen bewirken dabei vor allem eine gleichmäßige Materialabtragung. Durch korrosive Schmelzen wird vor allem eine unregelmäßige Oberflächenstruktur hervorgerufen. Diese lässt sich durch konfokal-chromatische Messtechnik sehr gut darstellen (Abb. 3). Für eine detailliertere metallografische Analyse des Verschleißmusters kann SEM/EDX-Elektronenmikroskopie herangezogen werden.

Zur Bewertung der Korrosivität von Compounds bzw. zum Aufstellen eines Rankings innerhalb eines Ensembles von Compounds benutzen wir standardmäßig den Werkzeugstahl 1.2329 (gehärtet). Dieser ist in der Kunststoffverarbeitung weit verbreitet und man findet ihn in Rückstromsperren, Schnecken und Spritzgießwerkzeugen. In Absprache mit unserem Kunden, im Hinblick auf die spezifische Natur der zu bewertenden Compounds, werden auch andere Stähle verwendet.  

Bei der vergleichenden Bewertung von Werkstoffen, dabei kann es auch um entsprechende Beschichtungen gehen, werden von unserem Kunden die betreffenden Formmassen vorgegeben. Auch können wir geeignete vorschlagen.

Die Wechselwirkung zwischen Kunststoffschmelze und Werkstoff in der Plättchenapparatur kommt der realen Situation in Kunststoffverarbeitungsmaschinen sehr nahe. Die Tauglichkeit dieser Prüfmethode wurde dementsprechend in zahlreichen bilateralen Projekten mit der Industrie als auch in öffentlich geförderten Projekten, sowohl bei der Entwicklung von Formulierungen als auch zur Werkstoffauswahl für Gehäuse oder Schnecken von Kunststoffverarbeitungsmaschinen, unter Beweis gestellt.

Unsere Leistungen:

  • Quantifizierung der Korrosivität und des Abriebverhaltens von Kunststoffen gegenüber einem Werkzeugstahl. Typischerweise werden 25 kg des jeweiligen Materials benötigt.
  • Prüfung von Werkzeugstählen oder Beschichtungen auf Stählen auf Korrosions- und/oder Abrasionsbeständigkeit. In der Regel werden 25-50 kg einer Kunststoffsorte für die Bewertung einer Stahlsorte verwendet.
  • Untersuchung von Verschleißmechanismen (SEM/EDX-Studien).
  • Basierend auf der Kompetenz des LBF in der Formulierungs- und Additivforschung: Entwicklung von Formulierungen, die auf minimale Korrosivität abzielen, z.B. flammgeschützte Polymere.
  • Begleitung der Entwicklungsphase und Überführung in die industrielle Verarbeitung.

Veröffentlichungen:

  • www.compoundingworld.com, April 2018, “Targeting a hot market”, p. 19-21.
  • Le Gal, A.; Ziemer, W. und Kern, W.: Zündeln unerwünscht: Halogenfreie und verschleißarme Hochtemperatur-Compounds auf Polyamidbasis. Kunststoffe 2016, 2, 74-76.
  • Steinhoff, B. in Abschlussbericht des Verbundprojekts (BMBF) „Kratzfeste Polymere durch ein neues Verfahren zur Herstellung von Nanocompounds - NaNo-Scratch“, K. Lehmann (EVONIK) (Ed.) 2011.
  • Rudschuck, M.: Verschleißreduzierung bei der Verarbeitung nanoskaliger Füll-stoffe, DKI Jahresbericht ISBN 1618-0062; 6 (2005) 116–119.
  • Rudschuck, M.; Iarskaia, E. und Hartig, H.: Wear protection in plastics processing by ceramic compounds, Materialwissenschaft und Werkstofftechnik 37, 4 (2006) 329-332.